"Dieser Bundesfreiwilligendienst ist nicht nur ein Gewinn für die psychisch Kranken, sondern auch ein Gewinn für jeden Bundesfreiwilligen und ich würde niemals diese Zeit missen wollen."
Ich leistete meinen Bundesfreiwilligendienst in der therapeutischen Wohngemeinschaft für psychisch kranke Menschen in Kaufbeuren von September 2017 bis April 2018. Von meinem Engagement bei der Bayerischen Gesellschaft möchte ich euch hier einen kurzen Einblick geben.
Anfangs und auch während meines Bundesfreiwilligendienst war nie wirklich ganz klar, was mich alles für Aufgaben und Situationen ereilen würden. Dies ist auch das Schöne an der Arbeit mit psychisch Kranken. Es ist eine Arbeit mit Menschen und jeder Mensch handelt individuell. Jeder Tag bringt etwas Neues mit sich und man sollte gar nicht erst anfangen den Tag vorauszuplanen, denn schon am Morgen kann eine unerwartete Situation den ganzen Tagesablauf durcheinanderbringen.
In meiner ersten Zeit in der Wohngemeinschaft war ich selbst noch unsicher, zurückgezogen und ein wenig verschlossen. Es ist eine Herausforderung mit psychisch Kranken zu arbeiten, aber überraschenderweise wurde ich von meinen Klienten so herzlich aufgenommen, dass ich bald offen und ohne jegliche Furcht oder Selbstzweifel auf meine Bewohner zugehen konnte. Und sollte mich doch mal die Unsicherheit plagen, konnte ich mich ohne Bedenken an meine Kollegen und Kolleginnen wenden und ihnen Löcher in den Bauch fragen.
Die Gruppen, die ein Teil des Kontingents der Bayerischen Gesellschaft sind, brachten nicht nur die Bewohner wöchentlich näher zusammen, sondern halfen auch mir vor allem am Anfang mit den psychisch Kranken in Kontakt zu treten.
Mit der Zeit stieg auch das Selbstbewusstsein und so fing ich an vieles eigenverantwortlich mit den Klienten zu unternehmen. Unter anderem war ich für sie der Ansprechpartner in allen technischen Fragen (Handy/Computer). Ich half ihnen im Haushalt. (Wäsche legen), unterstützte bei Erledigungen oder Einkäufen, half Ihnen, wenn sie mit Alltagsproblemen (Paket verschicken) zu mir kamen. Nach und nach übernahm ich auch selbst Gruppenaktivitäten mit den Bewohnern und bastelte so beispielsweise Weihnachtskarten in der Adventszeit. Die meiste Zeit jedoch verbrachte ich mit den Klienten in Gesprächen. Sie genossen es über Belangloses mit jemanden stundenlang sprechen zu können, der keine pädagogische Ausbildung hat. Es war eines meiner wichtigsten Aufgaben als Bufdi ihnen diese Möglichkeit bieten zu können.
Und wenn ich mich dann mal zurückziehen musste, weil auch dies von Zeit zu Zeit von Nöten war um mich zu akklimatisieren, konnte ich mich um Organisatorisches oder Handwerkliches im Haus kümmern.
Es wird erkennbar, wie abwechslungsreich die Arbeit in einer Wohngemeinschaft für psychisch Kranke ist.
In meinem Bundesfreiwilligendienst entwickelte ich mich selbst in meinem Charakter um einiges weiter. Ich gewann an mentaler Stärke, wurde gelassener, flexibler und offener. Mein Verständnis gegenüber psychisch Kranken und anderen Menschen wuchs und das Bild für dieses Berufsfeld hat sich stark zum Positiven verändert. Auch die Struktur einer solch sozialen Gesellschaft mitzuerleben und die bürokratischen Abläufe zu verstehen, bereicherte meine Arbeit.
Dieser Bundesfreiwilligendienst ist nicht nur ein Gewinn für die psychisch Kranken, sondern auch ein Gewinn für jeden Bundesfreiwilligen und ich würde niemals diese Zeit missen wollen.
Luisa H.